In Folge 20 von Racketista – Das Racketsport Magazin spricht Peter Robic mit zwei Persönlichkeiten, die den österreichischen Tennissport tatkräftig mitgestalten: Florian Leitgeb, u.a. Organisator des ATP-Challenger-Turniers in Mauthausen, und Thomas Dappers, Veranstalter des ITF-Damenturniers in Amstetten.
Zweite Ebene, erste Bedeutung
Was auf den ersten Blick als „zweite Ebene“ im internationalen Tennis-Turnierkalender gilt – Challenger- und ITF-Turniere – ist in Wirklichkeit das Rückgrat für viele Karrieren. Für 90 Prozent der österreichischen Leistungsspieler:innen sind diese Events aktuell die wichtigste Bühne. Sie bieten die Möglichkeit, sich sportlich zu entwickeln, wertvolle Weltranglistenpunkte zu sammeln und sich auf hohem Niveau zu messen – und das im eigenen Land, ohne kostspielige Fernreisen.
„In Italien kannst du gefühlt 16 Wochen am Stück Challenger spielen – davon sind wir in Österreich noch weit entfernt. Aber wir haben uns das zum Vorbild genommen“, sagt Florian Leitgeb über die Motivation hinter der Event-Serie rund um Tulln und Mauthausen.
„In Italien kannst du gefühlt 16 Wochen am Stück Challenger spielen …“
Florian Leitgeb, Organisator des ATP-Challenger-Turniers in Mauthausen
Die Hürde: Infrastruktur und Finanzierung
Ein Turnier zu organisieren ist komplex: Es braucht zahlreiche Courts, Platz für Zuschauer, VIP-Bereiche, Medienräume, Dopingkontrollen, Spieler:innen-Betreuung – und im besten Fall: Atmosphäre. Besonders schwierig ist das in einem Land, in dem kaum neue Tennisanlagen entstehen und bestehende nur selten für internationale Events ausgelegt sind. Hinzu kommt ein finanzieller Kraftakt. Budgets von 300.000 bis 500.000 Euro sind keine Seltenheit – getragen oft von Sponsoren, die den Tennissport aus Leidenschaft fördern.
„Wenn du kein Tennisverrückter bist, machst du sowas nicht“, bringt es Thomas Dappers auf den Punkt. Der Deutsche Ex-Tennis-Coach hat das Leben auf der Tour gelebt und weiß, was Spieler:innen und Betreuer:innen wichtig ist.
„Wenn du kein Tennisverrückter bist, machst du sowas nicht“
Thomas Dappers, Veranstalter des ITF-Damenturniers in Amstetten
Spielerzentrierte Turnierphilosophie
Beide Events richten sich an den Bedürfnissen der Spieler:innen aus. Von Catering über Fahrdienste bis zum Bespannservice – nur wenn sich die Aktiven wohlfühlen, entsteht jene positive Stimmung, die ein Turnier langfristig trägt. Feedback wird aktiv eingeholt, Anpassungen von Jahr zu Jahr vorgenommen. In Mauthausen zählt sogar Electronic Line Calling zur Ausstattung.
Die mediale Herausforderung
Ein Kritikpunkt der Veranstalter ist die geringe mediale Aufmerksamkeit. Trotz hochklassiger Felder – etwa mit ehemaligen Top-10-Spielern oder den besten Österreicherinnen – fristen diese Turniere ein Schattendasein in Österreich. Dabei geht es nicht nur um Sportberichterstattung, sondern auch um Storytelling: um Initiativen, die Nachwuchs fördern, Regionen beleben und internationale Sichtbarkeit erzeugen. Medienpartnerschaften mit ORF oder regionalen Zeitungen sind wertvoll, aber oft nicht ausreichend.

Perspektiven
Sowohl in Amstetten als auch in Mauthausen soll das jeweilige Turnier nachhaltig etabliert werden. In Amstetten ist eine mittelfristige Anhebung des Preisgeldes angedacht. In Mauthausen kann das Turnier dank starker Partner wie dem Land Oberösterreich und SKE derzeit auf eine stabile Basis bauen. Der langfristige Wunsch: Eine Eventlandschaft, die in jedem Bundesland ein Turnier dieser Kategorie möglich macht.