Der Padel-Boom in Österreich – Racketista Folge 2

„Padel ist für alle da – und das macht es so erfolgreich“

Was macht Padel so besonders? Für Christoph Krenn ist es klar: „Die am schnellsten wachsende Sportart der Welt – und ein Sport für jedermann.“ Für Wolfgang Denk ist Padel die logische Weiterentwicklung des Racketsports: „Eine Mischung aus Squash und Tennis – mit mehr Taktik und weniger Einstiegshürden.“

Beide sind sich einig: Der niedrigschwellige Zugang, der schnelle Lernerfolg und das soziale Element machen Padel einzigartig – und hochattraktiv für Einsteiger und Umsteiger.

Der Einstieg: von Skepsis zur Begeisterung

Ob Spitzensportler oder Kabarettist – wer einmal auf dem Court steht, will meist wiederkommen. Krenn erzählt von Hobbyspielern und Tennisspielern, die nach wenigen Minuten im Spiel sind – und binnen einer Stunde auf Turnierniveau spielen können. „Ich kenne niemanden, der gesagt hat: Das taugt mir nicht.“

Österreich: Vorreiter im mitteleuropäischen Vergleich

Im Vergleich zu den Nachbarländern ist Österreich beim Padel gut aufgestellt: rund 250 Courts österreichweit, damit liegt man auf Augenhöhe mit dem zehnmal größeren Deutschland. Während Länder wie Tschechien, Ungarn oder die Schweiz noch im Aufbau sind, hat sich in Österreich bereits eine aktive Szene etabliert – mit Wien, Niederösterreich und der Steiermark als Zentren.

Jugend, Kurse, Turniere: Die Szene wächst

Krenn sieht den nächsten großen Entwicklungsschritt in der Jugendarbeit: „Die ersten Jugendlichen wachsen jetzt mit Padel auf – und träumen schon davon, Padel-Profi zu werden.“ Die Austrian Padel Union hat heuer (2023) erstmals ein Jugendformat etabliert, bei dem zwölf Teams bundesweit teilnehmen.

Auch USI-Kurse und kombinierte Sommercamps mit anderen Racketsportarten helfen, Nachwuchs früh an den Sport heranzuführen. Denk berichtet von Kindercamps, bei denen sich 90 % der Kinder am Ende für das Padel-Turnier anstelle von Tennis entscheiden.

Turnierserie und Events: Vom Einstieg bis zur Elite

In Österreich gibt es eine strukturierte Turnierserie mit mehreren Leistungsniveaus – von Starter über Advanced bis Expert. Für Krenn ist das entscheidend: „Man kann jede Woche ein Starterturnier spielen – das Interesse ist riesig.“

Neben dem Breitensport entwickelt sich auch der Leistungssport rasant. Krenn selbst spielte bei den Vienna Padel Open vor 1.000 Zuschauern – ein Gänsehautmoment. Die Preisgelder bei großen Events erreichen international bereits sechsstellige Beträge.

Die richtige Anlage entscheidet

Padel funktioniert – wenn das Umfeld stimmt. Denk warnt vor rein kommerziellen Projekten ohne Betreuung und ohne Anbindung: „Wer zwei Courts irgendwo aufstellt und hofft, dass alles automatisch läuft, wird scheitern.“

Was funktioniert, ist das Modell eines multifunktionalen Racketsportzentrums mit Gastronomie, Betreuung und ergänzenden Sportarten wie Tennis, Squash, Pickleball oder Golf-Simulatoren. Eine engagierte Community vor Ort ist der Schlüssel.

Österreichs Baustellen: Linz, Salzburg, Tirol haben noch viel Luft nach oben

Trotz des Booms ist Padel in Österreich noch nicht flächendeckend präsent. Denk: „Solange wir nicht in allen Bundesländern flächendeckend vertreten sind, kann es auch keine tragfähige Verbandsstruktur geben.“

Perspektive Olympia? Ja – aber erst mit flächendeckender Basis

Auf internationaler Ebene wächst der Druck: Spanien, Italien, Schweden oder Frankreich treiben den Sport stark voran – mit dem langfristigen Ziel: Olympische Anerkennung. In Österreich fehlt dazu noch die nötige Struktur: „Erst wenn es in jedem Bundesland Landesverbände gibt, sind wir als Verband vollwertig anerkannt.“

Zukunftsaussichten: Chancen für Spieler, Trainer – und ganze Regionen

Krenn betont, dass Padel viele Türen öffnet – sei es als Spieler, Trainer oder Court-Betreiber: „Ein 10-Jähriger, der heute mit Padel beginnt, hat realistische Chancen, in ein paar Jahren Nationalspieler zu sein oder als Coach international gefragt zu werden.“

Denk ergänzt: „Wir stehen erst am Anfang – aber wenn wir’s richtig machen, ist das Potenzial riesig.“

Fazit: Padel boomt – wenn jemand dahintersteht

Der Talk macht klar: Padel ist mehr als ein Hype. Die Sportart hat das Potenzial, sich nachhaltig zu etablieren – wenn die Qualität stimmt: bei den Anlagen, bei der Betreuung und in der Struktur.

Padel funktioniert – aber nicht automatisch.

Die Sendung wurde am 4. Dezember 2023 auf Streamster TV erstausgestrahlt.