Was braucht es, damit Squash in Österreich eine Zukunft hat? In einem ausführlichen Gespräch mit Racketista-Chefredakteur Peter Robic haben sich Heribert Monschein, langjähriger Nationaltrainer, und Lukas Windischberger (Racketlon-Weltklassespieler und Squash-Nationalteamspieler), genau dieser Frage gewidmet. Was sie dabei offenlegen: Es gibt viele positive Entwicklungen – aber ebenso viele strukturelle Herausforderungen.
„Ein Sport, der dich fordert – und belohnt.“
Für beide Gäste beginnt alles mit der Begeisterung am Spiel selbst. Monschein nennt Squash die „taktisch ausgereifteste Schlägersportart“, Windischberger hebt die körperliche Komponente hervor: „Eine schöne Mischung aus Auspowern, Taktik und Spielwitz – mit viel Spaß im Court.“
Auch die prägendsten Momente sind emotional verankert: Für Monschein war es der dritte Platz in der Squash-Bundesliga mit einem rein österreichischen Team. Windischberger nennt seinen ersten Einsatz im Nationalteam als persönliches Highlight.
Neue Wege: Nationalteamtrainings für alle
Der österreichische Squashverband reagierte auf rückläufige Teilnehmerzahlen an der Spitze mit einem bemerkenswerten Konzept: Nationalteamtrainings auch für ambitionierte Hobbyspieler:innen. Die Wochenend-Camps mit 15 bis 30 Teilnehmer:innen fördern nicht nur die Leistung, sondern auch die Vernetzung der Szene.
„Von alleine kommen die Leute nicht“, sagt Windischberger offen. „Man muss sie gezielt abholen – und zeigen, dass man nicht allein ist mit seiner Leidenschaft für Squash.“
„Von alleine kommen die Leute nicht.“
Lukas Windischberger, österreichischer Squash-Nationalteamspieler
Squash lebt – wenn man es lässt
International zeigen Länder wie Polen oder Tschechien, wie es gehen kann: große Anlagen, hohe Auslastung, starke Spielerbasis. Windischberger war beeindruckt: „Da waren vormittags alle Courts voll – da merkt man, dass der Sport lebt.“ In Österreich dagegen wurde ein Großteil der Squashhallen aus den Boomjahren mittlerweile umfunktioniert – wirtschaftlicher Druck ließ wenig Spielraum für Ideale.
Warum ist Squash nicht populärer?
Die Antworten reichen von mangelnder Medienpräsenz über fehlende öffentliche Sichtbarkeit bis hin zu komplexen Spielregeln. Ein Zuschauer ohne Vorwissen verstehe oft nicht, warum plötzlich Punkte vergeben oder wiederholt werden. Auch das Bild im TV sei schwer greifbar, sagt Monschein: „Beim Tennis erkennt jeder einen guten Schlag – beim Squash muss man tiefer drin sein, um es zu verstehen.“
„Beim Tennis erkennt jeder einen guten Schlag – beim Squash muss man tiefer drin sein, um es zu verstehen.“
Heribert Monschein, Squash Nationaltrainer
Hoffnung aus der Jugend
Es gibt echte Erfolgsgeschichten. Allen voran Daniel Lutz, der sich mit konstanten Leistungen bis zur europäischen Spitze der Jugend gekämpft hat. Auch Samuel Winkler oder Kristina Begeba zeigen, was möglich ist, wenn gezielte Förderung auf Motivation trifft.
Monschein betont: „Wir haben mittlerweile 6 bis 10 Jugendliche, die wirklich auf sehr gutem Niveau spielen.“ Das Ziel sei aber nicht zwangsläufig eine Ranglistenplatzierung – sondern langfristige Freude am Sport.
Perspektive College? Warum nicht.
Ein Weg, der sich zunehmend öffnet: College-Stipendien in den USA. Wer ein solides Niveau erreicht, hat laut Windischberger gute Chancen: „Daniel [Lutz] hat jetzt schon ein Niveau, bei dem ihm international alle Türen offenstehen.“ Für viele könnte das eine realistische Motivation sein, am Ball zu bleiben.
Wie man neue Jugendliche gewinnt
Beide Gesprächspartner sehen zwei Ansätze: Mundpropaganda und Vereinsarbeit. „Wenn du mal vier oder fünf Jugendliche hast, kommt der Rest fast automatisch“, sagt Monschein. Der große Hemmschuh bleibt der fehlende Zugang zu Schulprojekten. Ohne Courts in Schulen oder nahegelegene Anlagen scheitert vieles an der Logistik. Initiativen scheitern oft nicht am Interesse, sondern an der Infrastruktur.
Was es braucht: Öffentlichkeit, Mut und Visionen
Was könnte helfen?
- Mehr Medienpräsenz
- Öffentliche Outdoor-Courts
- Vernetzung über Vereine
- Politische Förderung von Sport generell
Windischberger spricht das große Ganze an: „Wir werden als Gesellschaft immer ungesünder – da müsste jede Initiative, die Bewegung fördert, massiv unterstützt werden. Nicht nur Squash.“
Auch die wirtschaftliche Hürde sei nicht zu unterschätzen: „12 bis 14 Euro für eine halbe Stunde in Wien – da überlegt man sich das zweimal.“

Leben vom Squash? Ein steiniger Weg
Die Realität im Profisport ist hart: Wer nicht in die Top 60 kommt, hat es schwer, vom Sport zu leben. „Viele trainieren wie Tennisprofis – und verdienen einen Bruchteil“, sagt Windischberger. Gute Liga-Engagements, Sponsoren oder Trainerstunden können das abfedern, aber ein echter Profipfad ist es nur für ganz wenige.
Fazit: Squash hat Potenzial – aber es braucht Struktur
Die gute Nachricht: Der Sport funktioniert. Er macht Spaß, ist fordernd, inklusiv, emotional. Aber: Er funktioniert nicht von allein. Es braucht Menschen, die ihn weitertragen – und Systeme, die diese Menschen unterstützen.
Die Sendung wurde am 6. November 2023 auf Streamster TV erstausgestrahlt.