Sofia Polcanova: Exklusiv-Interview mit der Tischtennis-Europameisterin – Racketista Folge 16

Tischtennis ist eine der schnellsten und anspruchsvollsten Sportarten der Welt. Mit Sofia Polcanova, einer der besten Spielerinnen der Welt, hatten wir bei Racketista die Gelegenheit, tief in die Welt des Spitzensports einzutauchen. Die zweifache Einzel-Europameisterin hat nicht nur ihren Titel erfolgreich verteidigt, sondern auch als beste Europäerin bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris abgeschnitten. Doch was treibt sie an, noch weiter an ihrer Leistung zu feilen?

Der Umgang mit Erfolg und Motivation

Erfolg ist nicht nur ein Ziel, sondern auch eine Herausforderung. Nachdem Sofia 2022 erstmals Europameisterin wurde, musste sie erst lernen, diesen Erfolg richtig zu verarbeiten. „Ich habe damals nicht wirklich realisiert, dass ich gewonnen habe und mir keine klaren neuen Ziele gesetzt“, erzählt sie offen. Heute motiviert sie sich, indem sie Menschen von ihrer Sportart begeistern möchte. Neue Herausforderungen und persönliche Weiterentwicklung stehen für sie an erster Stelle.

Meditation als Schlüssel zur mentalen Stärke

Ein essenzieller Bestandteil ihrer mentalen Vorbereitung ist die Meditation, die sie während der Corona-Pandemie für sich entdeckt hat. Inspiriert von Sportgrößen wie Novak Djokovic, integriert sie Meditation fest in ihren Alltag: „Ich meditiere jeden Tag, meistens morgens oder abends, und nehme mir dafür 20 bis 40 Minuten Zeit.“ Ihre Methoden reichen von Atemübungen über Visualisierung bis hin zu beruhigenden Meditationen.

Von Rückschlägen zu neuen Höhen

Große Erfolge kommen oft nach harten Rückschlägen. Nach einer Hüft-OP 2020, die durch die Olympia-Verschiebung ermöglicht wurde, und einer anschließenden Knie-Operation kämpfte sie sich stärker denn je zurück. „Diese Phasen haben mich mental und physisch noch widerstandsfähiger gemacht. Ich bin dankbar, dass ich meinen Sport ausüben kann“, sagt sie. Ihr Team im Olympiazentrum Linz und ihr langjähriger Athletiktrainer Lukas Litzelfellner spielen dabei eine zentrale Rolle.

Optimierung durch Analyse und Training

Der Schlüssel zu anhaltendem Erfolg liegt für Sofia in der kontinuierlichen Selbstverbesserung. Sie analysiert ihre Matches akribisch per Videoanalyse und arbeitet gezielt an ihrer Technik. Eine ihrer größten Verbesserungen? Die Optimierung ihrer Rumpfspannung und Beweglichkeit, die es ihr ermöglichen, noch kraftvollere Schläge auszuführen.

Die Herausforderung gegen die Weltelite

China dominiert nach wie vor den Tischtennissport, aber die Lücke zwischen asiatischen und europäischen Spielerinnen schließt sich. Sofia sieht eine wachsende Selbstsicherheit bei europäischen Spielerinnen wie ihrer Doppelpartnerin Bernadette Szocs. „Ich hoffe, bald eine Top-Chinesin schlagen zu können – letztes Jahr war ich schon ganz nah dran. Das ist ein großes Ziel für mich.“

Tischtennis in Österreich – Ein Sport im Schatten?

Trotz ihrer herausragenden Erfolge ist Tischtennis in Österreich noch immer nicht auf dem Stellenwert anderer Sportarten wie Skifahren oder Fußball. „Ich hoffe, dass ich mit meinen Leistungen mehr Menschen für Tischtennis begeistern kann“, sagt sie. Ihr Wunsch ist es, ein Vorbild für die nächste Generation zu sein.

Die Zukunft – Ziele und Visionen

Sofia hat ihre Ziele klar vor Augen: „Ich möchte so lange wie möglich spielen – mindestens bis Olympia 2028, vielleicht sogar bis 2032.“ Sie betont, dass es für sie nicht nur um Titel geht, sondern darum, nie aufzugeben und immer an sich zu arbeiten. „Ich möchte, dass die Menschen mich nicht nur für meine Erfolge in Erinnerung behalten, sondern für meine Einstellung: dass man auch wenn es schwer ist, aufstehen kann und weitergehen kann.“