Kommentar von Gustav Andree, Badminton-Leistungssportler
Draußen ist es dunkel und windig – nicht besonders hygge. Betritt man die Sporthalle, wartet eine andere Welt. Kinder sausen mit ihren Schlägern durch die Halle, Eltern trinken Kaffee und tratschen. Nachwuchsspieler wärmen sich am Spielfeldrand auf und scherzen mit ihrem Trainer. Ziemlich hygge.
Es ist ein gewöhnlicher Badminton-Abend in Dänemark. Kein Turnier, kein Ligaspiel. Einfach Vereinskultur. Eine Stimmung, die man sich für jeden Verein wünschen würde: offen, lebendig, menschlich.
Dänemark ist seit Jahrzehnten die Nummer eins im europäischen Badminton. Weltweit beinahe die einzige Nation, die der asiatischen Übermacht Paroli bieten kann. Warum? Weil ein Klubabend ein Highlight ist, kein Pflichttermin. Weil Trainingszeiten nicht mit der Atomuhr enden. Und weil der Spaß am Spiel im Vordergrund steht, nicht die Punkte. Die dänische Vereinskultur ist freilich ein Best-Practice-Beispiel. Daran orientieren sich Badmintonvereine in ganz Europa. Und natürlich gibt es auch dort Feindschaften und Konkurrenzkämpfe.
Dennoch wäre es wünschenswert, sich dieser Kultur einen Schritt anzunähern. Das heißt, bestehende Routinen zu überdenken und mit Mut und Einsatz auf einen Kurswechsel hinzusteuern. Denn wir dürfen nicht vergessen: von nix kummt nix. Vereinskultur erfordert Einsatz. Im besten Fall nicht aus Pflichtbewusstsein, sondern aus Begeisterung. Der Wert der Gemeinschaft muss erkannt und geschätzt werden. Von Eltern, Kindern, Hobbyspielern, Profis, genauso wie von Seniorenteams, Trainern und dem Vorstand. Alle tragen zu einem Miteinander bei, das Entwicklung über Ergebnisse stellt und persönliche Beziehungen über Siege – etwa durch gemeinsame Abendessen, Eltern-Kind-Trainings, Open-End-Spieltermine und große Vereinsfeiern. Daraus resultiert echter Erfolg.
Freilich gibt es in Dänemark auch mehr Hallen und größere Vereine. Doch das ist nicht alles. Infrastruktur hin, Vereinsgröße her. Wir müssen zunächst den Wert der Gemeinschaft erkennen und neu definieren. Communities bilden, die sich nicht nur zum Wettkampf treffen. Es geht um Spaß am gemeinsamen Spiel und menschliche Beziehungen. Kurz: um Vereine, die vereinen.